Was ist eigentlich ein Wildpferd? Der Rocky aus deinem Reitstall, der gerne mit dir dahin trabt, wohin du willst? Oder die wilden, eigenwilligen Mustangs in Amerika, die mit ihren Hufen die Prärie aufwühlen, dass es nur so staubt?
Oder die kleinen schnellen Pferde in der Mongolei zwischen Russland und China, deren Traben du schon am Boden spürst, bevor du sie überhaupt sehen kannst? Sie werden dort Takhi und bei uns auch Przewalski-Pferde (sprich: Pschewalski) genannt.
Ganz streng wissenschaftlich genommen gibt es gar keine echten Wildpferde mehr. Das letzte frei lebende Takhi wurde 1968 in der Mongolei gesehen. Zwei Unterarten des Takhi oder Przewalski-Pferdes in Mittel- und Osteuropa, der Waldtarpan und Steppentarpan, wurden bereits noch früher vom Menschen ausgerottet. Der letzte Steppentarpan starb am 25. Dezember 1879 in Südrussland.
Das Takhi oder Przewalski-Pferd lebt heute wieder in Freiheit – in der Mongolei. Allerdings erst wieder seit 1992, nachdem es dort erneut angesiedelt wurde, mit Hilfe des WWF. Denn obwohl die Mongolei so groß und fast menschenleer ist, waren irgendwann alle Wildpferde eingefangen und zu Haustieren gemacht worden. Zum Glück gab es in Frankreich noch einige Tiere in einem Zoo, so dass zuletzt im September 2004 zwölf Tiere in der Khomiin-Tal-Steppe ausgewildert wurden. Dort passt jetzt der WWF auf, dass ihnen nichts geschieht und sie sich vermehren. Alle anderen, frei lebenden Pferde sind ehemalige Haustiere. Ehemals zahme Rockys, die verwildert sind. In Lettland siedelte der WWF wieder aus verwilderten Hauspferden zurückgezüchtete Wildpferde an.
Pferde leben in freier Natur in Herden zusammen. Jede Herde hat einen großen Boss: den Leithengst. Er muss zeigen, wo es lang geht, die Stuten (Weibchen) und die Fohlen (Kinder) vor Feinden beschützen und für Nachwuchs sorgen. Also gleich drei große Aufgaben. Und die müssen ständig verteidigt werden, denn die jungen Hengste möchten auch gerne Boss sein. Häufig kommt es daher zu richtig blutigen Kämpfen. Junghengste werden von den Oberhengsten vorsichtshalber aus der Gemeinschaft ausgestoßen und bilden dann Junggesellen-Gemeinschaften.
Stuten bekommen ein oder ganz selten zwei Fohlen – im Frühsommer, damit das Kleine schön kräftig ist, wenn der Winter kommt. Ist das Fohlen auf der Welt, wird es von der Mutter von oben bis unten abgeleckt. Damit wird seine Durchblutung angeregt, werden seine Atemwege freigelegt und es nimmt den Geruch der Mutter an. Wenn es dann richtig nach Mama duftet und schon die ersten Schritte machen kann, wird es auch von der Herde aufgenommen. Zeit für die beiden, zurückzukehren. Wildpferde werden bis zu 25 Jahren alt.